Tuesday, November 3, 2009

Nollywood

Hollywood markiert in unserer westlichen Wahrnehmung den Ort, an dem Träume produziert werden. Ein Ort, an dem Geschichten erzählt und Mythen gemacht werden. Mit einem geschätzten Output von 500 Filmen pro Jahr liegt das amerikanische Film-Mekka aber weit hinter dem indischen Bollywood. Aber das kennt ja jeder. Und nicht nur in USA oder Indien werden Träume gemacht. Es gibt weltweit eine klare Nummer Drei in der Rangliste der größten Filmproduktionsländer: Das so genannte afrikanische Pendant zu Bollywood. Es wird mit Bezug auf das Produktionsland Nigeria einfach “Nollywood” genannt und hat einen ähnlich hohen Output wie die indische Industrie (ca. 500 bis 1000 Filme pro Jahr) – jedoch mit dem Unterschied, dass dort noch in sieben Tagen gecastet, gedreht, postproduziert und verbreitet wird, war in der quasi professionalisierten indischen Filmindustrie nicht mehr der Fall ist. Die Filmbedingungen in Nigeria würden einen westlichen Filmemacher jedenfalls schaudern lassen.

Der südafrikanische Fotograf Pieter Hugo hat sich auf die Suche begeben und eine fantastische Fotoserie über die Darsteller geschossen. Die Fotos entwickeln eine zusätzliche Kraft, wenn man sich vergegenwärtigt, dass das Geschichtenerzählen in Afrika eine uralte Tradition ist und von einer ungeahnten Kreativität geprägt ist.

An Erzählstoff mangelt es den Filmemachern dementsprechend nicht. Es sind eher die finanziellen Mittel, die dem Dreh Grenzen setzen. Aber das ist auch ein Grund, warum diese Fotoserie so besonders geworden ist: sie zeigt den naiven schöpferischen Willen der Filmemacher kombiniert mit dem Druck, schnell  produzieren zu müssen, was der Umsetzung etwas in unseren Augen leicht Lächerliches verleiht.

Die Serie erinnert mich stark daran, wie meine Freunde und ich als 14-Jährige mit der Home-Videokamera meiner Eltern Filme gemacht haben. Alles war erlaubt und jede Verkleidung denkbar, solange die Geschichte spannend war. Schließlich wollten wir unterhalten.

Alle Fotos aus der Serie hier auf der Portfolio-Page von Pieter Hugo.

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